Der Berg der Engel

Domaine Roc des Anges

  • Land
  • Frankreich
  • Region
  • Roussillon
  • Rebfläche
  • 40 Ha
  • Boden
  • Granit, Schiefer, Lehm
  • Rebsorten
  • Carignan, Grenache, Macabeu, Syrah, Serine, Mourvèdre, Muscat Petit Grain
  • Bewirtschaftung
  • Biologisch-dynamisch

Im Winter 2001 entschied sich Marjorie Gallet mit 23 Jahren ein Weingut zu gründen. Ohne einen Pfennig in der Tasche, noch dazu in einer Gegend, deren Reputation damals völlig am Boden lag: Das Roussillon, ein Massenweingebiet dessen Reben mit Hilfe von EU-Geldern ausgerissen wurden um die Überproduktion einzudämmen. Und das, obwohl dort die vielseitigsten Terroirs ganz Frankreichs zu finden sind.

Marjorie war damals in Calce bei Gerard Gauby, dem Vorreiter der Biodyn-Bewegung beschäftigt, als sie diesen besonderen Berg mit der weißen Ader am Gipfel des Montner, der lokalen Aussprache für Mont Noir, entdeckte.

Diese Einzellage liegt in Catalogne, der nördlichen Seite des Berges Forca Real, deren früherer Name Roc blanc war - Bezug nehmend auf die namensgebende, weiße Ader aus reinem Quarzitgestein, umgeben von schwarzem, 570 Millionen Jahr altem Verwitterungsschiefer. Soft wie Schiefer-Flakes umgibt dieser diese topografische Besonderheit, die heute den Namen des Weinguts versinnbildlicht. Engelsgleich kam Marjorie diese Besonderheit vor, sodass sie sich entschied, den Roc blanc in Roc des Anges umzubenennen, den Berg der Engel, an die sie das helle leuchten der Quarzader im Sonnenlicht erinnerte.

Reiche Diversität der Böden

Die Diversität der Böden macht laut Marjorie die Faszination des Roussillon aus, Granit, Kalk, Lehm und Schiefer bieten eine Vielfalt wie an kaum einem anderen Ort Frankreichs. Zu Beginn arbeitete sie noch nachhaltig, wechselte dann aber schnell auf biologische Bewirtschaftung bis 2011 das Bureau Veritas die Domaine als biodynamischen Betrieb zertifizierte.
Die Böden und die Reben, davon der Großteil uralte Carignan, Grenache Noir und Syrah sowie die rare Granche Gris und Macabeu für die Weißen sind das große Kapital der Domaine. Das durchschnittliche Alter der Stöcke liegt bei 75 Jahren, die jüngsten sind drei Jahre alt, die ältesten weit über 100 Jahre. Auf Grund der immensen Sonneneinstrahlung im Sommer wurden sie in nördlicher Ausrichtung gepflanzt, der schwarze, verwitterte Schieferboden ist hier vertikal geschichtet und ermöglicht den Reben so besonders tief zu wurzeln.

Das Leben der Gallets spielt sich überwiegend im Weinberg ab

Alte und knorrrige Rebstöcke, mit einer Dichte von bis zu 10000 Stock pro Hektar sind sie gezeichnet von der kargen, im Sommer extrem heißen Umgebung mit geringen, aber hocharomatischen Erträgen von durchschnittlich lediglich 17 Hektolitern pro Hektar. Auf Grund dieser knappen Mengen müssen alle Entscheidungen im Weinberg gut durchdacht sein. Denn dort, so Marjorie, entscheidet sich der weitere Werdegang der Weine: Der Lesezeitpunkt nach gustatorischer Reife, daraus resultierend die Entscheidung welcheTrauben selektioniert einzeln ausgebaut und welche verschnitten werden. Jede falsche Entscheidung würde sich unwiderruflich in der Qualität der Weine widerspiegeln, davon ist sie überzeugt.

Das ist einerseits konsequent, denn das Leben der Gallets spielt sich überwiegend im Weinberg ab, den Vegetationszyklus fest im Visier. Doch diese Entscheidungen sind auch den limitierten technischen Mittel geschuldet.

Das alte Weingut verfügte über Betontanks und eine alte vertikale Korbpresse, das war es fast schon. Der Rest ist low-tech. Bei der Traubenannahme sind Marjorie oder Stéphane stets dabei. Sie bestehen darauf, alle Trauben selbst zu begutachten, wobei die weichen Trauben aussortiert werden, da ihrer Ansicht daraus kein spannungsreicher Wein werden kann.

Die Weine von Roc des Anges

Im Keller selbst passiert dann herzlich wenig. Marjorie erklärt ihre Arbeitsweise wie folgt: Beobachten, probieren und dann warten bis zur vollen Expression des Terroirs der Weine. 

Die Moste werden im Beton vergoren und brauchen einige Tage bis die Gärung beginnt. In dieser Zeit wird sanft remontiert um eine besonders schonende Extraktion von Frucht und Farbe zu erhalten. Nach Gärbeginn werden die Moste nicht mehr angefasst. Nur so, so Marjorie, erhält man die feine Frucht der Weine, die sich durch die gesamte Kollektion zieht - leuchtend und klar, wie die Engel, oben, im Berg.“