Chiara Boschis - E. Pira & Figli
- Land
- Italien
- Region
- Barolo DOCG, Langhe Nebbiolo DOC, Barbera d’Alba DOC, Dolcetto d’Alba DOC
- Rebfläche
- 11 ha
- Boden
- Kalk, Lehm
- Rebsorten
- Barbera, Dolcetto, Nebbiolo
- Bewirtschaftung
- Biologisch
Chiara Boschis Vorfahren gründeten 1761 das Weingut Borgogno, eines der ältesten und traditionsreichsten Weingüter im Piemont. Da der Winzerberuf vor 30 Jahren für Frauen noch unüblich war, sollten die Brüder Giorgio und Cesare die Leitung übernehmen. Chiara hingegen entschied sich für ein Studium der Betriebswirtschaft in Turin und arbeitete zunächst als Unternehmensberaterin. Dennoch spürte sie stets, dass ihr wahres Schicksal in den Hügeln des Barolo auf sie wartete.
Nach dem Tod von Luigi Pira stand das traditionsreiche Familienweingut in Barolo vor einer ungewissen Zukunft. Luigi Pira war zu Lebzeiten eine Legende und der letzte Winzer in Barolo, der seine Trauben noch mit den Füßen stampfte. Gigis zwei Schwestern waren enge Freunde der Familie Boschis-Borgogno und baten sie um Hilfe bei der Weinproduktion. Im Jahr 1981 überzeugte Chiara ihre Eltern, eine Hypothek aufzunehmen, um das Weingut E. Pira und die dazugehörigen Weinberge zu erwerben. Bis 1990 kümmerte sich ihre Familie um die Produktion, bis Chiara schließlich die Führung übernahm.
Sie verkostete einige Jahre lang Weine mit befreundeten Winzern und Önologen wie Giorgio Rivetti, die später den Barolo Stil revolutionierten. Die Geschichte und der Einfluss der “Barolo Boys” haben das Piemont und die italienische Weinwelt derart geprägt, dass sie verfilmt wurde.
Das Weingut E. Pira gab ihr die Möglichkeit, moderne Weine zu kreieren und sich von den traditionellen Methoden ihrer Familie abzugrenzen, welche über Jahrhunderte praktiziert wurden. Sie setzt auf Grünlese, kürzere Maischegärung und baut ihre Weine in kleinen französischen Eichenfässern, sogenannten Barriques, aus. Ihr erster Wein, der 1990er Barolo Riserva Cannubi, wurde ein großer Erfolg und mit dem begehrten Tre Bicchieri (drei Gläser) Award ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung für exzellente Weine, die nur 2% aller Weine erhalten.
Chiaras Leidenschaft und Hauptaugenmerk ist auf ihre Weinberge und Böden gerichtet. Sie setzt konsequent auf nachhaltige Praktiken, verzichtet auf chemische Dünger und Pestizide und stellte das Weingut 2010 auf biologischen Anbau um. Die Weine des Guts tragen seit 2022 das begehrte "Robert Parker Green Emblem", eine Auszeichnung für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, verliehen vom renommierten Weinkritiker "The Wine Advocate". Besonders bemerkenswert ist ihr Projekt "Cannubi Biologico", bei dem sie anstrebt, alle 28 Landwirte, die in der 46 Hektar großen Lage Cannubi MGA (eine der prestigereichsten Lagen des Barolo) arbeiten, auf biologischen Anbau umzustellen. Chiara Boschis verfolgt dieses Vorhaben mit Entschlossenheit und vergleicht es mit einem Tropfen Wasser, der einen riesigen Felsen zertrümmern kann.
Zwanzig Jahre lang führte sie das Anwesen alleine, bis ihre Familie das Weingut Borgogno im Jahr 2008 verkaufte. 2010 schlossen sich ihr Bruder Giorgio, seine Frau Daniella und ihre drei Töchter Pira an, was nicht nur eine willkommene Arbeitsteilung, sondern auch eine nächste Generation weiblicher Nachfolgerinnen brachte. Mit ihrem Bruder Giorgio konnte Chiara einen wunderschönen alten Weinberg in Monforte im Mosconi-Gebiet erwerben. Außerdem fügten sie mehrere kleine Parzellen zwischen Monforte und Serralunga hinzu: Ravera di Monforte, Le Coste di Monforte sowie Gabutti und Baudana in Serralunga.
Chiaras Barolo Via Nuova, der bis 2008 aus einer Einzellage des Terlo-Gebiets kam, wurde zu einem klassischen Barolo-Blend aus all ihren Lagen (mit Ausnahme von Cannubi). 2009 kam ihr erster Einzellagen Mosconi Barolo heraus.
"Der Fächer an verfügbaren Lagenweinen ist erstklassig und reicht vom hochberühmten Cannubi über den interessanten Via Nuova bis hin zum Mosconi, der aus einem bedeutsamen Grundstück in der Gemeinde Monforte d'Alba stammt." GAMBERO ROSSO
Die aktuelle Gesamtproduktion auf dem Anwesen ist gewachsen, aber selbst jetzt liegt sie bei winzigen drei tausend Kisten!
Giorgios Ankunft brachte weitere innovative Entwicklungen bei Pira mit sich: Seit den frühen 2000er Jahren hatte Chiara den Anteil neuer Eiche in ihren Weinen reduziert, zuerst auf 80%, dann auf 70% und schließlich nur noch auf 50%. Giorgios klassischer Einfluss trieb dies noch weiter voran. Bis 2008 war der Holzausbau für den Barolo auf 1/3 neu, 1/3 ein Jahr alt und 1/3 zwei Jahre alt umgestellt worden, 2010 folgten die ersten großen Fässer. Die alkoholische Gärung erfolgt in temperaturgesteuerten Edelstahltanks mit autochthonen Hefen und dauert in der Regel bis zu zwei Wochen. Die malolaktische Gärung erfolgt ebenfalls im Stahl, anschließend wird der Wein 24 Monate lang in Eichenfässern gelagert. Die Barolos werden vor der Abfüllung nicht geschönt oder filtriert, um den Wein so authentisch wie möglich zu halten.
Chiara Boschis wird von der Weinwelt als visionäre Rebellin und erste weibliche Winzerin in der Langhe Region geschätzt.